
Vorwort – im Nachhinein
Am sechsten Reisetag auf dem Rückweg von der obligatorischen Garten- (und Safari-) Tour zwischen Cape Town und Port Elizabeth (2000km) sind wir in Mosselbaai in der Wiege der Zivilisation gelandet. Vor 160’000 Jahren sollen hier pygmäenähnliche (die ersten?) Menschen in Grotten gehaust haben! Man hat bis jetzt noch nie früheres Menschenleben gefunden! Und ich hatte bis jetzt noch keine Zeit gehabt zu schreiben, aber werde mir von jetzt an Mühe geben! Nach einer Woche sind Karin und ich von unserem Gastgeberpaar Peet und Martha abgeholt worden, haben bei ihnen zuhause geschlafen und sind jeden Tag irgendwo hingebracht worden, z.B. nach Robben Island, wo Nelson Mandela 18 Jahre (von27) inhaftiert war. Stellenbosch, die Elite-Universität von Südafrika und ein Village Museum, wo die ersten Weinbauern in ihren kapholländischen Häusern schon ziemlich feudal wohnten, und wo auch jetzt noch die besten Weine Südafrikas herkommen. Aber der Tafelberg war in doppeltem Sinne der Höhepunkt von Kapstadt und Umgebung! Die Aussicht war grandios: Highlight!

Wir besuchten Pinguin-Strände, wo gebrütet wurde, was das Zeug hält, waren aber auch am «Kaap de Goede Hoop», dem Südpunkt Westafrikas, ein sehr spezieller Ort mit vielen Interessierten! Aber nicht der Südpunkt Afrikas, der 200 km weiter östlich am Cape Agulhas liegt. Dort berühren sich der Atlantische und der Indische Ozean. Wir schliefen dort eine Nacht, aber es war nicht viel los. An einem Braai(Brat)-Fest bei Peet und Martha, wo auch viele andere beidseitiger Vereinsmitglieder dabei waren und wo viel getrunken wurde, habe ich dann alle Register gezogen und 1. «Sari Marai», 2. «Kom van dat dak af», und 3. ein Potpourri von holländischen Trinkliedern gesungen, wonach die Feststimmung ihren absoluten Höhepunkt erreichte. Ich musste anschliessend noch ein paar mal erzählen, worum’s geht in «Kom van dat dak af», aber im allgemeinen reden – oder wenigstens verstehen – alle afrikaans (altholländisch!) Ein paar Tage später war dann das offizielle Abschiedsfest von unseren Vereinsfreunden der F.F.I. Kapstadt mit gegenseitigen Lobpreisungen und ‑reden, und Karin und ich haben Peet und Martha für zwei Wochen eingeladen, uns in der Schweiz zu besuchen. Wir sind dann in Kapstadt mit unseren 13+2 (Aussies) + 2 von Brasilia = 17 Personen in einem «NOMAD»-en Bus mit drei Fahrern/Betreuern Richtung Namibia losgefahren. Als ich den zwei Jungverliebten erklärte, dass Brasilia die Idee von einem halben Schweizer mit Namen Oscar Niemeyer war, haben sie das in aller Form verneint und behauptet, er sei in der dritten Generation Brasilianer!

Sonntag, 13. Mai – Springbok
Nach einem ganzen Tag von 8 bis 16 Uhr (400km!) durch die Wüste und zwei Stunden bei 40 Grad warten an der Grenze haben wir den Oranje River überquert und sind auf dessen namibischer Uferseite in einem Prachts-Resort abgestiegen, wo wir morgen früh rudern und schwimmen gehen mit unseren 13 Leuten.

Am nächsten Nachmittag wieder 150 km durch die Einöde von Namibia, weiter nach Norden zum Fish River Canyon in ein oaseähnliches und wahrhaft königliches Resort mit (scheinbar) goldenen Türgriffen! Es ist ja auch nicht alles Gold, was glänzt! Je härter der Weg dorthin, desto schöner die Oase!
Dienstag, 14. Mai – Noch 12 Tage
Ich habe beschlossen, derartige Ausflüge in der Gruppe nicht mehr mitzumachen. Erstens, weil ich zu wenig in Smalltalk geübt bin, zweitens mich nicht mehr immer an Vorprogrammiertes und Mehrheitsbeschlüsse anpassen will, drittens, weil ich langsam zu alt (73) werde für derartige Strapazen. Trotz allem bin ich froh und dankbar, hier dabei gewesen zu sein. Ich fühle mich topfit, nur mein Gedächtnis lässt etwas nach! Es bleibt mir zum Glück noch die Kraft und Möglichkeit, aus jeder Situation das Beste zu machen.

Wir sind hier am Rande und Anfang des Fish River Canyon. Es ist der drittgrösste/-längste Canyon der Welt, und wir sind mehrere Kilometer darum herum gelaufen! Nach einer weiteren Wüstenfahrt entlang einer Aneinanderreihung von viele Kilometer langen «Tafelbergen» am Horizont steuern wir Keetmanshoop an! Wir schlafen hier im «Schützenhaus» – das siebte Hotel in sieben Tagen! Aber nach Zimmerbezug und Lunch sind wir zuerst noch zum Quiver Tree Forest. Diese Bäume gehören zur Aloe Vera Familie, und ihr oberster Kranz sieht auch tatsächlich so aus, ausserordentlich, einmalig!
Mittwoch, 15. Mai
Heute verspricht ein langweiliger Tag zu werden. Dieser Ausflug wurde schon im Prospekt als unangenehmster Tag der zweiwöchigen Namibiareise bezeichnet! Wir sind extra eine Stunde früher aufgestanden. Gegen 8:00 fuhren wir los nach Mariental, wo wir gegen Mittag die vorläufig letzte Möglichkeit hatten, Flüssigkeit zu bunkern sowohl für das Fahrzeug als auch für seine Insassen; anschliessend, zwei Stunden später an einer unbefestigten Kreuzung unter dem einzigen Baum weit und breit haben wir denselben mitgebrachten Stampot (Eintopf!) bei annähernd 40° im Schatten zu uns genommen. Nach 35 Minuten ging‘s schon wieder los auf die letzte Etappe zum Nationalpark in die Naukluft Mountains am Westrand der Wüste! Und dann waren wir plötzlich, schneller als erwartet, nach 500 km Fahrt, in der «NAMIB NAUKLUFT LODGE» angelangt. Ein wildes Gnu lief gerade auf 100m Abstand «op een sukkeldrafje» an unserem Zimmerfenster vorbei!
Donnerstag, 16. Mai– Sossusvlei
04:30, Rekord im Frühaufstehen! Nach einem schnellen Frühstück sind wir um 05:00 losgefahren nach Sossusvlei. Erstmals seit langem schlafen wir auch die zweite Nacht in der gleichen «Namib Naukluft» Lodge. Nach einer gute Stunde Fahrt und einer knappe Stunde warten in der Schlange (5. Platz!) wurden wir um 07:00 eingelassen. Wir fuhren zwischen zwei (seit 100’000 Jahren) ausgetrockneten Flüssen, links dahinter Bergen und rechts wandernden Sanddünen, die immer höher werden (bis 200m). Während der fast einstündigen Fahrt verwandelten sich auch die Berge in Sanddünen (die aber unfähig sind, zu wandern, wegen ihres steinigen Kerns!), auf dessen Krete wir hoch spazierten mit vielen anderen Touristen, die alle so früh wie möglich kommen, weil dann die Fotos am schönsten sind und die Hitze noch schläft! Als wir um Mittag wieder beim Bus anlangten, fehlten Urs und Ursula, auf die wir zwei Stunden warten mussten, sodass wir erst um 16:00 zum Lunch antraten. Auf den Rückweg besuchten wir noch den Sesriem, Canyon der als Bodenspalt beginnt und stets breiter und tiefer wird. Sesriem heisst «Sechsgurten», das sind ungefähr 9 Meter! So tief mussten die Buren damals graben, um am tiefsten Punkt des Canyons Wasser zu finden. Nur wo Wasser ist, ist Leben!

P.S. Wanderdünen sind: 1. Dünen die auf der windigen Seite abnehmen und auf der anderen Seite ansetzen. 2. Dünen, auf deren oberste scharfe Kanten die Leute hinauf spazieren/-wandern.

Freitag, 17. Mai – Swakopmund

Nach einer kurzen Kaffeepause in der Solitaire Country Lodge und der letzten Möglichkeit, uns ein Lunchpaket zu besorgen (und für mich ein original T‑Shirt!) sind wir in die einsame, endlose Wüste hinein.
Eine Stunde weiter erreichten wir ein Buschmannsdorf, in einer Tiefebene mit Namen Sossus on Foot mit 10 einförmigen Häusern und Shop, wo wir von einem cleveren Vorzeige-Buschmann auf Englisch über die praktischen Überlebensstrategien seines langsam aussterbende Volkes informiert wurden, inklusive Klick und Schnappgeräusche. Mithilfe des Staates wurde an der tiefsten Stelle ein 208 Meter tiefes Wasserloch gebohrt zum Überleben. Und ich muss sagen, diese Gegend (Farbe und Ruhe) imponiert mir nachhaltig. Die Wüste in Reinkultur!

Nachdem wir noch einen Fotostopp am südlichen Wendekreis (Capricorn) zu absolvieren hatten, sind wir in die Berge hinauf gestolpert. Dann noch zwei Stunden durch die nackte Wüste, bis wir im fast winterlichen und windigen Walvis Bay ausstiegen, aber sofort wieder einstiegen und die wärmsten Kleider hervorkramten.
Unsere drei Chauffeure reden untereinander afrikaans. Und mit mir probieren sie holländisch zu reden. Ich durfte ausnahmsweise sogar vorne in der Chauffeurkabine mitfahren auf der letzten Etappe nach Swakopmund, wo wir wieder zwei Nächte bleiben (B&B) und einen ganzen Tag zur Verfügung haben zum Einkaufen, Sightseeing, und nicht vergessen – Ausruhen!

Montag, 20.05.2019 Spitzkoppe
An der südlichen Atlantikküste Afrikas hat’s mich erwischt. Die Strömung kommt direkt vom Südpol nach Namibia hoch! Die heisse Luft Afrikas und die kalte Ozeanluft prallen hier frontal aufeinander; ersichtlich durch eine Nebelwand, die je nach Windrichtung mal die Küstenregion erfasst und später mal wieder vom heissen Kontinentalwind bis zu 1 km von der Küste zurückgedrängt wird. Wir hatten Pech und sassen 2 Tage im windigen Nebel bei Temperaturen um 10 Grad! Ich bekam den «Schnuderi» und verbrauchte meinen ganzen Taschentücher-Vorrat.
Heute Morgen war der Nebel so dick, dass es leicht regnete! Kaum waren wir 5 Minuten im Bus, hatten wir schon das schönste Wetter! Als wir dann nach einer Stunde Fahrt der ersten Exkursion vor einem klickenden Buschmann, der für diese Gegend rund um die Spitzkoppebergen spezialisiert ist, eine halbe Stunde lang in der Hitze standen, fühlte ich meine Kräfte schwinden und bin zurück zum Bus in den Schatten gegangen! Es geht hier um Felszeichnungen/-Färbungen/-Kratzungen, die viele tausend Jahre alt sind. Kaum zu sehen!

Und dann komme ich mir manchmal schon ein wenig blöd vor. Einen ganzen Tag mit so einer Klapperkiste durch die glutheisse, sengende Hitze zu fahren für ein paar armselige Zeichnungen, das überlasse ich von jetzt an besser den Experten. Auf die zweite ’Sehenswürdigkeit’, die weisse Lady, warteten wir zweieinhalb Stunden, und ich habe als erster abgesagt, bis am Schluss die Hälfte der Gruppe; An einem schattigen Plätzchen warteten wir auf die andere Hälfte. Dann wieder stundenlang über Schotterpisten bis zur nächsten Lodge. Meinen Hörapparat muss ich deswegen abschalten. Ich bin vermutlich auch zu alt für derartige Übungen.
Heute morgen war mein «Schnuderi» fast weg. Stattdessen fing ich an zu niesen und zu husten. Ich vermute, das sich feiner Wüstensand in meinen Lungen festgesetzt hat.
Donnerstag, 23.05.2019 Etosha

Den heutigen Morgen konnten wir gemütlich angehen. 8:30 Frühstück, 9:30 Abfahrt.
Nach drei Stunden Fahrt (200km) hatten wir das meiste hinter uns. Wir besuchten versteinerte Bäume, die unter den Gletschern der letzten Eiszeit konserviert und transportiert wurden, und die mit Wind und Wetter wieder aufgetaucht sind. Es sind die Dinosaurier unter den Bäumen. 30M hoch und über 1m Durchmesser!
Ein paar km.weiter war auch ein sogenanntes «inboorlingen» Dorf., wie wir sie früher abschätzend nannten! Es sind Himbas! Ihre +\-30 einförmigen Hütten stehen in einem Kraal (Kreis) 20m auseinander. In der Mitte eine Feuerstelle. Vielweiberei ist erlaubt je nachdem wie viel Vieh der Mann hat. In einer Hütte ist der Kindergarten untergebracht. Neun Kinder haben für mich mit extrem viel Begeisterung u.a. «Frère Jacques» in ihrer Himbasprache gesungen. Mit einer Hand mimte ich den Dirigenten, mit der anderen nahm ich’s auf. Am Schluss hab ich’s ihnen auf Französisch nachgesungen! Unser First Class Nachtlager war grad in der Nähe. Vom einem Extrem ins andere … !?



Windhoek
Liegt auf einer Hochebene auf über 1000 m umringt von Bergen, die nochmals 1000 m höher sind. Es ist die Hauptstadt und mit über 400’000 Einwohnern weitaus die grösste Stadt im Lande, und sieht nicht viel anders aus als entsprechende Grossstädte auf der Welt. Wir sind am Nachmittag im Zentrum ausgesetzt worden, wo eine Stadthostess uns in 2/3 Stunden mit der Stadt bekannt machte: Das Parlamentsgebäude, wo gerade ein Festakt zelebriert wurde wegen des AFRIKA Tags, (frei!), der auf dem ganzen Kontinent (wie es scheint) gefeiert wird! Die Lutheraner-Kirche ist über 100 Jahre alt, ich knipste sie vom Dachrestaurant eines darüber stehenden Museumsneubaus mit Übernamen «De Koffiepot». Unser NOMAD Bus brachte uns dann einen Kilometer den Luxury Hill hinauf zum «Casa Africana», wo wir neun von fünf Freunden und drei Chauffeuren Abschied nahmen. Sie fahren via Botswana zu den Victoria Falls, und wir bleiben zwei Nächte und gehen vorerst mal im direkt gegenüberliegenden Heinitzburg zum Apero. Ein altehrwürdiges Hotel aus der Kolonialzeit, wo man von der Terrasse aus die ganze Stadt sieht.

Am nächsten Tag gingen wir drei Männer noch ins Eisenbahnmuseum, das ein Drittel vom historischen Bahnhof in Beschlag nimmt. Die Züge fahren hier noch wie vor 100 Jahren auf Schmalspur. Es fahren nur zwei Züge pro Tag hin und her nach Swakopmund mit Wahlfishbaai als Endstation. Und zweimal nach Johannesburg. Gegessen haben wir im «Thüringer Hof».


Am nächsten Morgen machten wir noch eine Rundfahrt durch eines der vielen Armenviertel; die Leute dort leben fast alle in verzinkten Wellblechhütten, und daneben stehen kleine Wellblech-WCs und ‑Duschen. Plus ein dementsprechender Markt und Laden. Eigentlich sehr deprimierend.
Anschliessend wurden wir neun mit demselben Kleinbus zum sehr weit entfernten Flugplatz gebracht, wo ich (Glück im Unglück) drei Sitze für mich allein zur Verfügung hatte, und daher über Nacht liegend zurückfliegen konnte! – Und zufrieden und ausgeschlafen heim kam.