Südwestafrika 2019

mit F.riendship F.orce I.nternational

Vorwort – im Nachhinein

Am sech­sten Reise­tag auf dem Rück­weg von der oblig­a­torischen Garten- (und Safari-) Tour zwis­chen Cape Town und Port Eliz­a­beth (2000km) sind wir in Mos­sel­baai in der Wiege der Zivil­i­sa­tion gelandet. Vor 160’000 Jahren sollen hier pyg­mäenähn­liche (die ersten?) Men­schen in Grot­ten gehaust haben! Man hat bis jet­zt noch nie früheres Men­schen­leben gefun­den! Und ich hat­te bis jet­zt noch keine Zeit gehabt zu schreiben, aber werde mir von jet­zt an Mühe geben! Nach ein­er Woche sind Karin und ich von unserem Gast­ge­ber­paar Peet und Martha abge­holt wor­den, haben bei ihnen zuhause geschlafen und sind jeden Tag irgend­wo hinge­bracht wor­den, z.B. nach Robben Island, wo Nel­son Man­dela 18 Jahre (von27) inhaftiert war. Stel­len­bosch, die Elite-Uni­ver­sität von Südafri­ka und ein Vil­lage Muse­um, wo die ersten Wein­bauern in ihren kaphol­ländis­chen Häusern schon ziem­lich feu­dal wohn­ten, und wo auch jet­zt noch die besten Weine Südafrikas herkom­men. Aber der Tafel­berg war in dop­pel­tem Sinne der Höhep­unkt von Kap­stadt und Umge­bung! Die Aus­sicht war grandios: Highlight! 

Wir besucht­en Pin­guin-Strände, wo gebrütet wurde, was das Zeug hält, waren aber auch am «Kaap de Goede Hoop», dem Süd­punkt West­afrikas, ein sehr spezieller Ort mit vie­len Inter­essierten! Aber nicht der Süd­punkt Afrikas, der 200 km weit­er östlich am Cape Agul­has liegt. Dort berühren sich der Atlantis­che und der Indis­che Ozean. Wir schliefen dort eine Nacht, aber es war nicht viel los. An einem Braai(Brat)-Fest bei Peet und Martha, wo auch viele andere bei­d­seit­iger Vere­ins­mit­glieder dabei waren und wo viel getrunk­en wurde, habe ich dann alle Reg­is­ter gezo­gen und 1. «Sari Marai», 2. «Kom van dat dak af», und 3. ein Pot­pour­ri von hol­ländis­chen Trin­kliedern gesun­gen, wonach die Fest­stim­mung ihren absoluten Höhep­unkt erre­ichte. Ich musste anschliessend noch ein paar mal erzählen, worum’s geht in «Kom van dat dak af», aber im all­ge­meinen reden – oder wenig­stens ver­ste­hen – alle afrikaans (althol­ländisch!) Ein paar Tage später war dann das offizielle Abschieds­fest von unseren Vere­ins­fre­un­den der F.F.I. Kap­stadt mit gegen­seit­i­gen Lobpreisun­gen und ‑reden, und Karin und ich haben Peet und Martha für zwei Wochen ein­ge­laden, uns in der Schweiz zu besuchen. Wir sind dann in Kap­stadt mit unseren 13+2 (Aussies) + 2 von Brasil­ia = 17 Per­so­n­en in einem «NOMAD»-en Bus mit drei Fahrern/Betreuern Rich­tung Namib­ia los­ge­fahren. Als ich den zwei Jungver­liebten erk­lärte, dass Brasil­ia die Idee von einem hal­ben Schweiz­er mit Namen Oscar Niemey­er war, haben sie das in aller Form verneint und behauptet, er sei in der drit­ten Gen­er­a­tion Brasilianer!

Sonntag, 13. Mai – Springbok

Nach einem ganzen Tag von 8 bis 16 Uhr (400km!) durch die Wüste und zwei Stun­den bei 40 Grad warten an der Gren­ze haben wir den Oran­je Riv­er über­quert und sind auf dessen namibis­ch­er Ufer­seite in einem Prachts-Resort abgestiegen, wo wir mor­gen früh rud­ern und schwim­men gehen mit unseren 13 Leuten.

Namib­ia, reduziert auf zwei Farben

Am näch­sten Nach­mit­tag wieder 150 km durch die Einöde von Namib­ia, weit­er nach Nor­den zum Fish Riv­er Canyon in ein oaseähn­lich­es und wahrhaft königlich­es Resort mit (schein­bar) gold­e­nen Tür­grif­f­en! Es ist ja auch nicht alles Gold, was glänzt! Je härter der Weg dor­thin, desto schön­er die Oase!

Dienstag, 14. Mai – Noch 12 Tage

Ich habe beschlossen, der­ar­tige Aus­flüge in der Gruppe nicht mehr mitzu­machen. Erstens, weil ich zu wenig in Smalltalk geübt bin, zweit­ens mich nicht mehr immer an Vor­pro­gram­miertes und Mehrheits­beschlüsse anpassen will, drit­tens, weil ich langsam zu alt (73) werde für der­ar­tige Stra­pazen. Trotz allem bin ich froh und dankbar, hier dabei gewe­sen zu sein. Ich füh­le mich top­fit, nur mein Gedächt­nis lässt etwas nach! Es bleibt mir zum Glück noch die Kraft und Möglichkeit, aus jed­er Sit­u­a­tion das Beste zu machen.

Wir sind hier am Rande und Anfang des Fish Riv­er Canyon. Es ist der drittgrösste/-läng­ste Canyon der Welt, und wir sind mehrere Kilo­me­ter darum herum gelaufen! Nach ein­er weit­eren Wüsten­fahrt ent­lang ein­er Aneinan­der­rei­hung von viele Kilo­me­ter lan­gen «Tafel­ber­gen» am Hor­i­zont steuern wir Keet­man­shoop an! Wir schlafen hier im «Schützen­haus» – das siebte Hotel in sieben Tagen! Aber nach Zim­mer­bezug und Lunch sind wir zuerst noch zum Quiver Tree For­est. Diese Bäume gehören zur Aloe Vera Fam­i­lie, und ihr ober­ster Kranz sieht auch tat­säch­lich so aus, ausseror­dentlich, einmalig!

Mittwoch, 15. Mai

Heute ver­spricht ein lang­weiliger Tag zu wer­den. Dieser Aus­flug wurde schon im Prospekt als unan­genehm­ster Tag der zwei­wöchi­gen Namib­iareise beze­ich­net! Wir sind extra eine Stunde früher aufge­s­tanden. Gegen 8:00 fuhren wir los nach Mari­en­tal, wo wir gegen Mit­tag die vor­läu­fig let­zte Möglichkeit hat­ten, Flüs­sigkeit zu bunkern sowohl für das Fahrzeug als auch für seine Insassen; anschliessend, zwei Stun­den später an ein­er unbe­fes­tigten Kreuzung unter dem einzi­gen Baum weit und bre­it haben wir densel­ben mit­ge­bracht­en Stam­pot (Ein­topf!) bei annäh­ernd 40° im Schat­ten zu uns genom­men. Nach 35 Minuten ging‘s schon wieder los auf die let­zte Etappe zum Nation­al­park in die Nauk­luft Moun­tains am Wes­trand der Wüste! Und dann waren wir plöt­zlich, schneller als erwartet, nach 500 km Fahrt, in der «NAMIB NAUKLUFT LODGE» ange­langt. Ein wildes Gnu lief ger­ade auf 100m Abstand «op een sukkel­draf­je» an unserem Zim­mer­fen­ster vorbei!

Donnerstag, 16. Mai– Sossusvlei

04:30, Reko­rd im Frühauf­ste­hen! Nach einem schnellen Früh­stück sind wir um 05:00 los­ge­fahren nach Sos­susvlei. Erst­mals seit langem schlafen wir auch die zweite Nacht in der gle­ichen «Namib Nauk­luft» Lodge. Nach ein­er gute Stunde Fahrt und ein­er knappe Stunde warten in der Schlange (5. Platz!) wur­den wir um 07:00 ein­ge­lassen. Wir fuhren zwis­chen zwei (seit 100’000 Jahren) aus­getrock­neten Flüssen, links dahin­ter Bergen und rechts wan­dern­den Sand­dü­nen, die immer höher wer­den (bis 200m). Während der fast ein­stündi­gen Fahrt ver­wan­del­ten sich auch die Berge in Sand­dü­nen (die aber unfähig sind, zu wan­dern, wegen ihres steini­gen Kerns!), auf dessen Krete wir hoch spazierten mit vie­len anderen Touris­ten, die alle so früh wie möglich kom­men, weil dann die Fotos am schön­sten sind und die Hitze noch schläft! Als wir um Mit­tag wieder beim Bus anlangten, fehlten Urs und Ursu­la, auf die wir zwei Stun­den warten mussten, sodass wir erst um 16:00 zum Lunch antrat­en. Auf den Rück­weg besucht­en wir noch den Ses­riem, Canyon der als Bodenspalt begin­nt und stets bre­it­er und tiefer wird. Ses­riem heisst «Sechs­gurten», das sind unge­fähr 9 Meter! So tief mussten die Buren damals graben, um am tief­sten Punkt des Canyons Wass­er zu find­en. Nur wo Wass­er ist, ist Leben!

P.S. Wan­derdü­nen sind: 1. Dünen die auf der windi­gen Seite abnehmen und auf der anderen Seite anset­zen. 2. Dünen, auf deren ober­ste scharfe Kan­ten die Leute hin­auf spazieren/-wan­dern.

Freitag, 17. Mai – Swakopmund

Nach ein­er kurzen Kaf­feep­ause in der Soli­taire Coun­try Lodge und der let­zten Möglichkeit, uns ein Lunch­paket zu besor­gen (und für mich ein orig­i­nal T‑Shirt!) sind wir in die ein­same, end­lose Wüste hinein. 

Eine Stunde weit­er erre­icht­en wir ein Buschmanns­dorf, in ein­er Tiefebene mit Namen Sos­sus on Foot mit 10 ein­för­mi­gen Häusern und Shop, wo wir von einem clev­eren Vorzeige-Buschmann auf Englisch über die prak­tis­chen Über­lebensstrate­gien seines langsam ausster­bende Volkes informiert wur­den, inklu­sive Klick und Schnappgeräusche. Mith­il­fe des Staates wurde an der tief­sten Stelle ein 208 Meter tiefes Wasser­loch gebohrt zum Über­leben. Und ich muss sagen, diese Gegend (Farbe und Ruhe) imponiert mir nach­haltig. Die Wüste in Reinkultur!

Nach­dem wir noch einen Foto­stopp am südlichen Wen­dekreis (Capri­corn) zu absolvieren hat­ten, sind wir in die Berge hin­auf gestolpert. Dann noch zwei Stun­den durch die nack­te Wüste, bis wir im fast win­ter­lichen und windi­gen Walvis Bay ausstiegen, aber sofort wieder ein­stiegen und die wärm­sten Klei­der hervorkramten.

Unsere drei Chauf­feure reden untere­inan­der afrikaans. Und mit mir pro­bieren sie hol­ländisch zu reden. Ich durfte aus­nahm­sweise sog­ar vorne in der Chauf­feurk­abine mit­fahren auf der let­zten Etappe nach Swakop­mund, wo wir wieder zwei Nächte bleiben (B&B) und einen ganzen Tag zur Ver­fü­gung haben zum Einkaufen, Sight­see­ing, und nicht vergessen – Ausruhen!

Montag, 20.05.2019 Spitzkoppe

An der südlichen Atlantikküste Afrikas hat’s mich erwis­cht. Die Strö­mung kommt direkt vom Süd­pol nach Namib­ia hoch! Die heisse Luft Afrikas und die kalte Ozean­luft prallen hier frontal aufeinan­der; ersichtlich durch eine Nebel­wand, die je nach Win­drich­tung mal die Küsten­re­gion erfasst und später mal wieder vom heis­sen Kon­ti­nen­tal­wind bis zu 1 km von der Küste zurückge­drängt wird. Wir hat­ten Pech und sassen 2 Tage im windi­gen Nebel bei Tem­per­a­turen um 10 Grad! Ich bekam den «Schnud­eri» und ver­brauchte meinen ganzen Taschentücher-Vorrat.

Heute Mor­gen war der Nebel so dick, dass es leicht reg­nete! Kaum waren wir 5 Minuten im Bus, hat­ten wir schon das schön­ste Wet­ter! Als wir dann nach ein­er Stunde Fahrt der ersten Exkur­sion vor einem klick­enden Buschmann, der für diese Gegend rund um die Spitzkoppe­ber­gen spezial­isiert ist, eine halbe Stunde lang in der Hitze standen, fühlte ich meine Kräfte schwinden und bin zurück zum Bus in den Schat­ten gegan­gen! Es geht hier um Fel­sze­ich­nun­gen/-Fär­bun­gen/-Kratzun­gen, die viele tausend Jahre alt sind. Kaum zu sehen! 

Und dann komme ich mir manch­mal schon ein wenig blöd vor. Einen ganzen Tag mit so ein­er Klap­perk­iste durch die glutheisse, sen­gende Hitze zu fahren für ein paar arm­selige Zeich­nun­gen, das über­lasse ich von jet­zt an bess­er den Experten. Auf die zweite ’Sehenswürdigkeit’, die weisse Lady, warteten wir zweiein­halb Stun­den, und ich habe als erster abge­sagt, bis am Schluss die Hälfte der Gruppe; An einem schat­ti­gen Plätzchen warteten wir auf die andere Hälfte. Dann wieder stun­den­lang über Schot­ter­pis­ten bis zur näch­sten Lodge. Meinen Hörap­pa­rat muss ich deswe­gen abschal­ten. Ich bin ver­mut­lich auch zu alt für der­ar­tige Übungen. 

Heute mor­gen war mein «Schnud­eri» fast weg. Stattdessen fing ich an zu niesen und zu hus­ten. Ich ver­mute, das sich fein­er Wüsten­sand in meinen Lun­gen fest­ge­set­zt hat.

Donnerstag, 23.05.2019 Etosha

Den heuti­gen Mor­gen kon­nten wir gemütlich ange­hen. 8:30 Früh­stück, 9:30 Abfahrt.

Nach drei Stun­den Fahrt (200km) hat­ten wir das meiste hin­ter uns. Wir besucht­en ver­stein­erte Bäume, die unter den Gletsch­ern der let­zten Eiszeit kon­serviert und trans­portiert wur­den, und die mit Wind und Wet­ter wieder aufge­taucht sind. Es sind die Dinosauri­er unter den Bäu­men. 30M hoch und über 1m Durchmesser!

Ein paar km.weiter war auch ein soge­nan­ntes «inboor­lin­gen» Dorf., wie wir sie früher abschätzend nan­nten! Es sind Him­bas! Ihre +\-30 ein­för­mi­gen Hüt­ten ste­hen in einem Kraal (Kreis) 20m auseinan­der. In der Mitte eine Feuer­stelle. Viel­weiberei ist erlaubt je nach­dem wie viel Vieh der Mann hat. In ein­er Hütte ist der Kinder­garten unterge­bracht. Neun Kinder haben für mich mit extrem viel Begeis­terung u.a. «Frère Jacques» in ihrer Him­basprache gesun­gen. Mit ein­er Hand mimte ich den Diri­gen­ten, mit der anderen nahm ich’s auf. Am Schluss hab ich’s ihnen auf Franzö­sisch nachge­sun­gen! Unser First Class Nacht­lager war grad in der Nähe. Vom einem Extrem ins andere … !?

Sie wollte mich tat­säch­lich heirat­en!? Und ich hat­te Mühe, ihr diesen Wün­sch auszuschlagen…
… und sie hat­te genug mit sich selb­st zu tun.

Windhoek

Liegt auf ein­er Hochebene auf über 1000 m umringt von Bergen, die nochmals 1000 m höher sind. Es ist die Haupt­stadt und mit über 400’000 Ein­wohn­ern weitaus die grösste Stadt im Lande, und sieht nicht viel anders aus als entsprechende Grossstädte auf der Welt. Wir sind am Nach­mit­tag im Zen­trum aus­ge­set­zt wor­den, wo eine Stadthost­ess uns in 2/3 Stun­den mit der Stadt bekan­nt machte: Das Par­la­ments­ge­bäude, wo ger­ade ein Fes­takt zele­bri­ert wurde wegen des AFRIKA Tags, (frei!), der auf dem ganzen Kon­ti­nent (wie es scheint) gefeiert wird! Die Luther­an­er-Kirche ist über 100 Jahre alt, ich knip­ste sie vom Dachrestau­rant eines darüber ste­hen­den Muse­um­sneubaus mit Über­na­men «De Koffiepot». Unser NOMAD Bus brachte uns dann einen Kilo­me­ter den Lux­u­ry Hill hin­auf zum «Casa Africana», wo wir neun von fünf Fre­un­den und drei Chauf­feuren Abschied nah­men. Sie fahren via Botswana zu den Vic­to­ria Falls, und wir bleiben zwei Nächte und gehen vor­erst mal im direkt gegenüber­liegen­den Heinitzburg zum Apero. Ein altehrwürdi­ges Hotel aus der Kolo­nialzeit, wo man von der Ter­rasse aus die ganze Stadt sieht. 

Am näch­sten Tag gin­gen wir drei Män­ner noch ins Eisen­bah­n­mu­se­um, das ein Drit­tel vom his­torischen Bahn­hof in Beschlag nimmt. Die Züge fahren hier noch wie vor 100 Jahren auf Schmal­spur. Es fahren nur zwei Züge pro Tag hin und her nach Swakop­mund mit Wahlfish­baai als End­sta­tion. Und zweimal nach Johan­nes­burg. Gegessen haben wir im «Thüringer Hof».

Die Luther-Kirche von Windhoek

Am näch­sten Mor­gen macht­en wir noch eine Rund­fahrt durch eines der vie­len Armen­vier­tel; die Leute dort leben fast alle in verzink­ten Well­blech­hüt­ten, und daneben ste­hen kleine Well­blech-WCs und ‑Duschen. Plus ein dementsprechen­der Markt und Laden. Eigentlich sehr deprimierend.

Anschliessend wur­den wir neun mit dem­sel­ben Klein­bus zum sehr weit ent­fer­n­ten Flug­platz gebracht, wo ich (Glück im Unglück) drei Sitze für mich allein zur Ver­fü­gung hat­te, und daher über Nacht liegend zurück­fliegen kon­nte! – Und zufrieden und aus­geschlafen heim kam.