… malen möchte ich eigentlich nicht, aber wir sind nur noch drei Patienten hier im Kurhaus: Sashi und ich und ein Zuckerpatient. Im Privatspital unterhalb von uns hat die Gewerkschaft das Ruder übernommen. Die Gewerkschaft als wirtschaftlicher Arm der Kommunistischen Partei ist hier in Kerala noch immer die grösste, mächtigste und folglich auch korrupteste politische Kraft. Sie übernehmen marode Firmen und halten ihre Mitglieder bei Laune, indem sie ihnen dort grosse Vergünstigungen gewähren.
Geld kommt nur ins Land durch die Abermillionen Arbeitskräfte in den Emiraten und durch die Ayurveda-Industrie. Entlang der 1 km langen Hauptstrasse von Mukkom, zwischen Police Station und Bus Station, gibt es immer mehr Shops, die leerstehen und vermodern. ATMs spucken nur Anfang Woche Geld aus oder sind kaputt. Hier, 200 m abseits und erhöht, geht’s noch einigermassen, aber entlang der Hauptstrasse ist alles verdreckt, staubig und unfertig. Nur die Katholische Kirche trotzt allem Elend und präsentiert sich wie eh und je weiss und hellblau gestrichen, mit ihrem grossen, sauberen Vorplatz und der täglichen Morgenmesse.
Auch Abdu Rasack hat mir bestätigt, dass wir immer mehr in die Rezession hineinschlittern. Aber er hat uns eingeladen, nach unserem viertägigen Aufenthalt in Kakkadampoyil bei Rafique Nischa oben auf dem gleichnamigen Berg, wo wir morgen hingehen, auf seinen Ferien- und zukünftigen Alterssitz nach Mananthavadi an der Grenze von Karnataka (den kühlsten Ort Keralas) zu kommen. Sein Chauffeur wird uns holen und bringen, und das alles gratis! Die letzten (wie die ersten) paar Ferientage werde ich dann noch bei Sashi zu Hause verbringen.
